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Ein Vorläufigkeitsvermerk im Hinblick auf die nach einem BVerfG-­Urteil zu erwartende Neuregelung des ErbStG umfasst nicht die Möglichkeit einer nachträglichen Wahlrechtsausübung auf Vollverschonung nach § 13a Abs. 8 ErbStG.

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Sachverhalt

Der Steuerpflichtige erbte vom 2012 verstorbenen Erblasser unter anderem Kommanditbeteiligungen an verschiedenen Gesellschaften. Im Rahmen seiner Erbschaftsteuererklärung stellte er zunächst keinen Antrag auf Vollverschonung des Betriebsvermögens.

Im daraufhin ergangenen Erbschaftsteuerbescheid gewährte das Finanzamt auf die Beteiligungen einen Verschonungsabschlag in Höhe von 85 %.

Die Festsetzung erging „in vollem Umfang vorläufig“ im Hinblick auf die durch neuere Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts angeordnete Verpflichtung zur gesetzlichen Neuregelung.

Nach Ablauf der Einspruchsfrist beantragte der Steuerpflichtige die vollständige Steuerbefreiung für Betriebsvermögen gemäß § 13a Abs. 8 ErbStG. Dies lehnte das Finanzamt unter Hinweis auf den Eintritt der Bestandskraft ab. Demgegenüber berief sich der Steuerpflichtige auf den Vorläufigkeitsvermerk, der die gesamte Erbschaftsteuerfestsetzung betreffe.

Entscheidung

Die Klage hatte keinen Erfolg.

Da der Erbschaftsteuerbescheid bestandskräftig geworden sei, habe der Steuerpflichtige sein Wahlrecht nicht wirksam ausüben können. Der Vorläufigkeitsvermerk durchbreche die Bestandskraft insoweit nicht.

Die Reichweite eines solchen Vermerks sei durch Auslegung zu ermitteln:

  • Im Streitfall ergebe diese, dass das Finanzamt die Bestandskraft nur für den Fall habe offenhalten wollen, dass der Bescheid aufgrund einer gesetzlichen Neuregelung aufgehoben werden müsse.
  • Der Antrag auf Vollverschonung sei hiervon nicht umfasst, da dieser gerade nicht auf einer Neuregelung, sondern auf geltendem Recht beruhe.

Praxistipp

Gegen diese Auslegung spreche auch nicht die „in vollem Umfang“ erklärte Vorläufigkeit. Diese Formulierung trage lediglich dem Umstand Rechnung, dass noch nicht klar gewesen sei, in welchem Umfang der Gesetzgeber eine neue Regelung schaffen würde.

Fundstelle
FG Münster 14.2.18, 3 K 565/17 Erb