Nach einem aktuellen Urteil des BFH setzt das häusliche Arbeitszimmer nicht zwingend die bürotypische Ausstattung mit Einrichtungsgegenständen voraus.
Dieses muss auch nicht nur für Bürotätigkeiten genutzt werden können. Das hat der BFH nun für ein Übungszimmer eines Berufsmusikers entschieden. Ein Übungszimmer ist nämlich grundsätzlich der Nutzung eines typischen Arbeitszimmers durch andere Berufsgruppen gleichgestellt.
Auch bei anderen Berufsgruppen kommt es zur Abzugseinschränkung nach § 4 Abs. 5 Nr. 6b EStG. Voll absetzbar sind lediglich die Aufwendungen für ein außer-häusliches Büro.
BFH 10.10.12, VIII R 44/10,
BMF 2.3.11, IV C 6 – S 2145/07/10002, BStBl 11, 195, Rn. 3
Hintergrund
Gemäß § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 6b EStG können Aufwendungen für ein häusliches Arbeitszimmer sowie die Kosten der Ausstattung nicht als Betriebsausgaben abgezogen werden.
Das gilt indes nicht, wenn für die betriebliche oder berufliche Tätigkeit kein anderer Arbeitsplatz zur Verfügung steht. Gemäß Satz 3 der Regelung wird die Höhe der abziehbaren Aufwendungen in diesem Fall auf 1.250 EUR begrenzt. Die Beschränkung der Höhe nach gilt nur dann nicht, wenn das Arbeitszimmer den Mittelpunkt der gesamten betrieblichen und beruflichen Betätigung bildet.
Sachverhalt
Im vom BFH zu entscheidenden Streitfall ging es um einen als Übungs-zimmer genutzten Dachgeschossraum. In diesem befanden sich aus-schließlich Musikinstrumente sowie Regale zur Aufbewahrung von Noten. Weiterhin befand sich ein kleinerer Sekretär in dem Raum.
Den Sekretär einschließlich des darauf liegenden Rohrblattbaugeräts benötigte die Musikerin nach ihrem Vortrag zur Erstellung der Klarinettenblätter. Schreibtisch, Computer und Telefon waren nicht vorhanden. Ein Sofa diente als Sitzgelegenheit und eine CD-Anlage der Wiedergabe von Musik mit inhaltlicher Relevanz für die Arbeit.
Nach Auffassung des BFH handelt es sich bei dem Dachraum um ein häusliches Arbeitszimmer i.S. des § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 6b EStG. Der Steuerpflichtigen stehe damit nur der begrenzte Betriebsausga-benabzug in Höhe von 1.250 EUR zu.
Nach der Rechtsprechung ist das häusliche Arbeitszimmer gesetzlich nicht näher definiert und Lage, Funktion und Ausstattung in die heimische Sphäre eingebunden. Es dient vorwiegend Verwaltungs- oder Organisationsarbeiten und wird nahezu ausschließlich beruflich genutzt.
Ist es – anders als im Regelfall – in die Wohnung integriert, weil etwa PC oder Büroeinrichtung fehlen, steht das der Annahme des häuslichen Arbeitszimmers nicht entgegen. Das gilt, wenn die Nutzung des Raums aufgrund anderer Berufsgruppen entsprechend ausgestattet ist, was noch mit bürotypischen Arbeitsfeldern vergleichbar ist – etwa Vorbereitungshandlung als unverzichtbare Grundlage für die spätere Tätigkeit wie das Aufführen von Musik.
In diesem Fall unterscheidet sich die Nutzung als Übungszimmer nicht wesentlich von der durch Angehörige anderer Berufe. Auch Lehrer, Dozenten oder Rechtsanwälte bereiten sich daheim vor und verfassen Vorträge, Vorlesungen oder Schriftsätze.
Steuertipps:
Damit hat der BFH zuungunsten Berufstätiger und gegen die Auffassung der Vorinstanz geurteilt. Voll absetzbar wären die Aufwendungen nur, wenn das heimische Domizil eher als Tonstudio eingerichtet ist und nur bürountypische Gegenstände wie technische Geräte deponiert sind. Regale, Bücher, Noten sowie ein Sekretär passen aber eher zu einem Büro.