Die OFD Karlsruhe positioniert sich zur Frage der Abgrenzung von Kunstgegenständen i. S. d. Nr. 53 der Anl. 2 zu § 12 Abs. 2 Nr. 1 und 2 UStG.
Grundsatz
Inländische Lieferungen und innergemeinschaftliche Erwerbe von Kunstgegenständen i. S. d. Nr. 53 der Anl. 2 zu § 12 Abs. 2 Nr. 1 und 2 UStG können seit 1.1.2014 nur noch ermäßigt besteuert werden, wenn der Lieferer die in § 12 Abs. 2 Nr. 13 Buchst. a und b UStG genannten persönlichen Voraussetzungen erfüllt. Die Vermietung von Kunstgegenständen unterliegt dem Regelsteuersatz. Nur bei der Einfuhr von entsprechenden Kunstgegenständen findet der ermäßigte Steuersatz noch uneingeschränkt Anwendung (§ 12 Abs. 2 Nr. 12 UStG).
Nach dem Ergebnis der Erörterung der obersten Finanzbehörden des Bundes und der Länder gilt zur Frage der Abgrenzung von Kunstgegenständen Folgendes:
Ob Lieferungen künstlerischer Erzeugnisse mit der Zweckform von Gebrauchsgegenständen (sog. „Gegenstände der angewandten Kunst“, die auch als „Gebrauchsplastiken“ bezeichnet werden, z. B. Brunnen, Kachelöfen, Türen, Türgriffe, Fenster, Vasen, Lampen, sakrale Kultgeräte und Kultgegenstände) in den Anwendungsbereich des ermäßigten Steuersatzes fallen können, richtet sich nicht nach der künstlerischen Wertung des Gesamtwerks eines Künstlers. Vielmehr ist für die umsatzsteuerliche Beurteilung die Beschaffenheit jedes einzelnen Gegenstands maßgebend.
Entscheidend ist die Einreihung des Gegenstands in den Zolltarif
Die Anerkennung einer künstlerischen Tätigkeit i. S. d. § 18 Abs. 1 Nr. 1 S. 2 EStG hat keine Bedeutung für die Frage, ob auf die Umsätze des betreffenden Unternehmers der ermäßigte Steuersatz angewendet werden kann.
Maßgebend für die zolltarifliche Einreihung ist das äußere Erscheinungsbild des Gegenstands. Ist der künstlerische Eindruck prägend und tritt der Gebrauchswert eines Gegenstands dahinter zurück, handelt es sich um einen begünstigten Kunstgegenstand. Dagegen fallen künstlerische Erzeugnisse mit dem vorherrschenden Charakter von Gebrauchsgegenständen, deren Funktionalität durch eine künstlerische Gestaltung nicht oder nur unwesentlich beeinträchtigt wird, nicht unter Position 9703 00 00 des Zolltarifs.
Erzeugnisse – auch wenn sie vom Künstler handgefertigt sind – gelten immer dann als nicht begünstigte Handelswaren i. S. d. Anm. 3 zu Kap. 97 des Zolltarifs, wenn sie nach der äußeren Gestaltung vergleichbaren industriell oder handwerklich hergestellten Erzeugnissen ähneln und mit diesen zumindest in einer potenziellen wirtschaftlichen Wettbewerbssituation stehen. Dies gilt selbst für Gegenstände, die von bekannten Künstlern in begrenzter Stückzahl vollständig mit der Hand hergestellt und signiert und von Liebhabern gesammelt und in Messen ausgestellt werden (vgl. EuGH 18.9.90, C-228/89, farfalla Flemming).
In Zweifelsfällen sind Unternehmer, die den ermäßigten Steuersatz begehren, aufzufordern, beim zuständigen Bildungs- und Wissenschaftszentrum der Bundesfinanzverwaltung eine unverbindliche Zolltarifauskunft für Umsatzsteuerzwecke (uvZTA) einzuholen (BMF 23.10.06, BStBl I 06, 622). Die Zollverwaltung hat hierzu den Vordruck 0310 „Antrag auf Erteilung einer unverbindlichen Zolltarifauskunft für Umsatzsteuerzwecke“ aufgelegt, der im Internet-Portal der Zollverwaltung (http://www.zoll.de) aufgerufen werden kann. Dort stehen auch Informationen zum zuständigen Bildungs- und Wissenschaftszentrum bereit.
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